Wilhelm Reich
Wilhelm Reich wurde am 24.3. 1897 in Dobzau/ Galizien geboren. Die Familie war jüdischer Abstammung, aber nicht religiös. Es wurde allerdings großer Wert auf die deutsche Sprache gelegt.
Kurz nach Wilhelms Geburt zog die Familie auf ein Gut in der Bukovina in der ehemaligen UdSSR. Nachdem der 12-jährige Wilhelm Reich eine intime Beziehung seiner Mutter mit seinem Privatlehrer aufgedeckt hatte, verübte seine Mutter, als Wilhelm Reich 14 Jahre alt war, Selbstmord. Als 17-Jähriger musste Wilhelm Reich miterleben, wie sein sich Vater wissentlich eine Krankheit zuzog, die er nicht überlebte. Reich musste daraufhin die Leitung des Gutes übernehmen, wurde 1915 aber zum Armeedienst eingezogen und kam nie mehr auf das Gut zurück.
Nach dem 1. Weltkrieg studierte Wilhelm Reich an der Wiener Universität Medizin, wo er auch erstmals Sigmund Freud begegnete.
Da Sexualkunde in Studium vernachlässigt wurde, gründete er gemeinsam mit anderen Studenten 1919 das „Sexualkundliche Seminar".
Als 23-jähriger wurde Reich als jüngstes Mitglied in die analytische Gesellschaft aufgenommen.
1922 wurde das so genannte „Technische Seminar" gegründet, dessen Leitung Reich nach 2 Jahren übernahm. In diesem Seminar beschäftigte man sich vor allem mit den Fragestellungen " Was ist Heilung?" und „Warum gelingt Heilung, oder auch nicht?" Aus diesen Fragen entwickelten sich die Orgasmustheorie und die Charakteranalyse.
Ab 1922 arbeitet Reich am Psychoanalytischen Ambulatorium für Mittellose. Freud und die meisten seiner Kollegen hingegen haben Abscheu vor dem „Gesindel" und bezeichnen sie als schlechte Charaktere, die intellektuell für die Analyse nicht geeignet wären. Reich hatte Interesse an Menschen. Er konnte nicht glauben, dass neurotische Störungen ohne sexuelle Probleme möglich sind und stellte fest, dass speziell bei bis dahin als besonders potent geltenden Männern sadistische Phantasien im Hintergrund stehen.
Freud beschäftigte sich schon 1910 mit der Wiederstandsanalyse. Reich wollte sie aber systematischer, geordneter durchführen.
Nicht mehr Inhalt, sondern die Art wie etwas gesagt wird ist für Reich wesentlich: „DER AUSDRUCK LÜGT NIE".
Anfang 1929 gründet Wilhelm Reich die erste Sexualberatungsstelle in Wien.
1930 geht Wilhelm Reich wegen der politischen Situation in Österreich und auch weil er sich besseres Einverständnis mit Analytikern erhofft, nach Berlin. In Berlin wird er, aufgrund seiner „Charakteranalyse", nicht als Ausbildungsanalytiker zugelassen wegen, hat aber in privaten Praxis viele Ausbildungskandidaten. Politisch engagiert er sich gegen den Faschismus.
1931 Gründung des Deutschen Reichsverbandes für Proletarische Sexualpolitik, einer Unterorganisation der KPD, kurz Sexpol- Bewegung.
Aus diesen Erfahrungen und Erfahrungen mit wachsendem Faschismus entstand Reichs Werk „Die Massenpsychologie des Faschismus" (1933).
1934 wurde Wilhelm Reich aus der IPV (Internationale analytische Vereinigung) ausgeschlossen.
Er ging nach Oslo ins Exil. Dort erforschte er biologischer Prozesse anhand der Amöben. Daraus resultierten seine Arbeiten über Freiheitsangst, Enge,... Von 1935 bis 1937 untersuchte Wilhelm Reich die Oberflächenspannung der Haut bei Angst und sexueller Erregung an der Uni in Oslo. Er bemerkte, dass der Bauch sich bei Angst wie ein Lebewesen, das etwas zu schützen hat, benimmt. Aus dieser Entdeckung heraus entwickelte er die „Vegetotherapie".