Die populärsten Sex-Irrtümer
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In ihrem neuen Buch „Warum Frauen immer auf der Suche und Männer immer auf der Flucht sind" räumt die Autorin Susanne Walsleben mit den 100 populärsten Beziehungsirrtümern auf. Wir haben die häufigsten Missverständnisse für Sie zusammengefasst und von Sexualtherapeutin Brigitte Moshammer-Peter einem Wahrheits-Check unterziehen lassen.
Abgesehen von den 60er-Jahren ist wohl keine Zeit mit der schönsten Nebensache der Welt so offen umgegangen wie die, in der wir heute leben. Kein Tag ohne Veröffentlichung der neuesten SexStudie, kein Magazin, das nicht praktische Tipps zur Bettakrobatik anbietet, kein Moment, in dem man dem „Besser, leidenschaftlicher, öfter!" entgehen kann. Und trotz aller Aufgeklärtheit halten sich hartnäckig Sexirrtümer.
Aufgedeckt
In ihrem neuen Buch „Warum Frauen immer auf der Suche und Männer immer auf der Flucht sind" räumt die Autorin Susanne Walsleben mit den 100 populärsten Beziehungsirrtümern auf. Wir haben die häufigsten Missverständnisse für Sie zusammengefasst und von Sexualtherapeutin Brigitte Moshammer-Peter einem Wahrheits-Check unterziehen lassen. Moshammer-Peter ist auch die Geschäftsführerin des neuen Sexualmedizinischen Zentrums Venus Med, das ab Jänner 2007 in der Wiener Lugner-City in Betrieb gehen wird.
Männer wollen nur Sex...
...Frauen hingegen eine Beziehung! Eines der ältesten Klischees überhaupt: Männer haben kein Problem mit Sex ohne Liebe, Frauen brauchen hingegen erst Schmetterlinge im Bauch, um auch unter der Gürtellinie aktiv zu werden. Falsch! Frauen sind viel selbstbewusster geworden, stehen zu ihrer Lust und fordern diese ein.
Moshammer-Peter: „Bei Frauen und Männern herrscht heute sexuelle Demokratie. Es ist bei weitem nicht mehr so, dass Männer mehr Sex brauchen als Frauen. Im Gegenteil, ich höre viel öfter von Frauen, die mir erzählen, dass ihre Männer keine Lust am Sex haben. Schuld ist häufig Stress."
Mythos Seitensprung
Viele Männer denken, ein One-Night-Stand sei die eine Sache, eine Partnerschaft eine andere. Und beides hätte nichts miteinander zu tun. Wer darin einen Widerspruch sieht, ist garantiert eine Angehörige des weiblichen Geschlechts, denn Männer sehen darin eine gewisse Logik. - Falsch! Der Mythos, dass Männer aus evolutionstheoretischen Gründen einfach untreu sein müssen, ist längst überholt. Moshammer-Peter: „Männer können und wollen genauso treu sein, wie Frauen manchmal untreu sein wollen. Es gibt zwar diese Theorie, dass Männer genetisch dazu veranlagt sind, ihren Samen möglichst breit zu streuen, aber das halte ich für kühn. Wenn ein Seitensprung passiert, sollte man sich überlegen: Was macht mich in der Beziehung unzufrieden? Warum war ich dazu bereit?"
Königin der Betten
Höher, schneller, weiter - die Jagd nach Rekorden macht ganz offensichtlich auch vor dem Schlafzimmer nicht halt. Noch mehr Extase, ein noch intensiverer Höhepunkt, - wir werden von Sex-Tipps geradezu überschwemmt. Beim Sex herrscht oft Leistungsdruck. Top ist der, der es am raffiniertesten kann. Falsch! Denn im Bett haben Rekordjagden nichts zu suchen.
Moshammer-Peter: „Wir brauchen heute nur irgendwelche Magazine aufzuschlagen und da steht dann, wie oft pro Woche, in welcher Stellung, bei welchem Licht und wie lange wir Sex haben sollten. Man hat schon so viele Vorgaben, dass das eigene Begehren beschränkt wird. Stattdessen sollte man sich mit seinem Partner unterhalten und ergründen, was einem selbst Spaß macht. Vielleicht kommt auch raus, „wenn es dunkel ist und am liebsten unter der Decke". Aber das darf man ja nicht, weil das nicht dem Idealbild entspricht. - Tun Sie es trotzdem!"
Alle haben Sex...
...nur ich nicht! Falsch! Dass man nicht die Einzige ist, die wie eine Nonne lebt, zeigt schon die Statistik. Das Bild vom egozentrischen Single, der Nacht für Nacht durch den Großstadtdschungel streift, um auf Jagd nach Bettbeute zu gehen, ist ein Klischee!
Moshammer-Peter: „Man kann eine Singlephase auch positiv sehen - als eine Zeit, in der man herausfinden kann, was man selbst will. Gerade Frauen sind oft so erzogen, dass sie ganz stark den Fokus auf den anderen legen und versuchen, ihn zufrieden zu stellen. Für manche Frauen ist es auch einmal eine angenehme Phase, Zeit zu haben, ihre eigenen Bedürfnisse zu entdecken."
Kein Sex - keine Liebe?
Oft passiert in einer Beziehung Folgendes: Am Anfang, als die Liebe neu und aufregend war, hatten beide ständig Lust aufeinander. Dann sind beide zusammengezogen, haben geheiratet, Kinder bekommen, ein Haus gebaut. Die Lust ist dabei verloren gegangen. Die Liebe ist zu Ende. Falsch!
Moshammer-Peter: „Dass die Lust mit der Dauer der Beziehung abnimmt, ist ganz normal. Weniger Sex heißt aber nicht zwingend weniger Liebe. Der Alltag kann natürlich ein Lustkiller sein, weil viele dabei vergessen, sich noch Zeit für einander zu nehmen. Als die Beziehung noch jung war, hat man ein Treffen vereinbart und das war dann die Zeit, die man füreinander reserviert hatte. So etwas sollte man beibehalten. Ruhig auch im Kalender eintragen: Partnerzeit!"
Fantasie ade?
Paare haben viele sexuelle Wünsche, einigen sich aber in den ersten Jahren des Zusammenlebens auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Was beiden anfangs Spaß macht, bleibt auch so. Falsch!
Moshammer-Peter: „Sexuelle Wünsche verändern sich genauso, wie sich Menschen verändern. Was mir mit 20 Spaß gemacht hat, muss mich mit 40 längst nicht mehr beglücken! Kommunikation ist das A und O. Also: Niemals aufhören, dem Partner von den eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu erzählen!"
Claudia Sebunk/OE 24